Motorola Milestone

(30.11.2009 00:00 CET)

Weitere Eindrücke zum Motorola Milestone

Android: Google´s Datenschutzalptraum-Betriebssystem oder echte Alternative für mobile Geräte? Android war mit seinem Marktstart schon umstritten: zu wenig funktional für die einen, zu langweilig für die anderen und „zu googelig“ für die anderen... die Plattform schien schon tot, bevor sie überhaupt auf dem Markt war. Spätestens mit dem HTC Hero allerdings begann ein Prozess, der diese Befürchtung zerstreute: Mehr und mehr etablierte Anbieter kündigten an, Android-Geräte auf den Markt zu bringen, und die meisten setzten diese Ankündigung auch um.

Bemerkenswert dann die Nachricht, dass Motorola – längst im Schatten seiner früheren Innovationsfreudigkeit, die für viele Anwender mit dem ersten RZR endete – mit dem eigenen Android-Gerät gleich in mehrerlei Hinsicht eine Premiere plante: Das erste Gerät mit „Eclair“, der Version 2.0 von Android, und das erste Gerät mit Google´s neuer Navigationssoftware.

Nun, was für das Motorola Droid (das US-amerikanische Modell) gilt, gilt nicht für die deutsche Variante Milestone, die von O2, vodafone und The Phone House vertrieben wird: Die Google-Navigation ist für den deutschen Markt auf der Strecke geblieben und einer Testversion von „MotoNav“ gewichen. Enttäuscht? Ganz ehrlich: ein viel wichtiger Unterschied schlägt für das Milestone aus: Das Droid kann – trotz seines kapazitiven Displays – kein Multitouch, das Milestone schon... und damit kann man wie beim HTC HD2 und beim iPhone problemlos mit zwei Fingern Webseiten oder Bilder vergrößern oder verkleinern!

Als überzeugter Windows Mobile-Anwender mit durchaus kritischem Blick über den Tellerrand reizte mich das Motorola Milestone eigentlich nur aus zwei Gründen: Die unübliche, Webseitenfreundliche Auflösung von 854 * 480 (damit 54 Pixel breiter als ein WVGA-Gerät) auf 3,7 Zoll und die für ein Gerät mit ausschiebbarer Tastatur flache Dicke von 13,7mm (knappe 3mm dünner als ein HTC Touch Pro2). Von Android selbst war ich beim HTC Hero schon nur mäßig begeistert, und vorweg: Daran hat sich auch beim Milestone und der Version 2.0 nicht wirklich etwas geändert:

Schlimmer hätte ich mir den Umstieg auf ein „nacktes“ Android vorgestellt, schließlich fehlt dem Milestone HTC´s Sense-Oberfläche: Mit dem richtigen Bildschirmhintergrund und einigen Plugins (die abgebildete Uhr mit Wetter im Sense-Stil ist übrigens das  „Weather Widget Donate“, das im Android App Catalog herunterzuladen ist).

Immer noch (zumindest für den verwöhnten Windows Mobile-Nutzer) fehlen einige Dinge: Kein Explorer, mit dem man das Dateisystem durchsuchen kann, die Einstellungen sind nur rudimentär zugänglich, man kann – zumindest bei einem Exchange-Emailkonto – keine Signatur hinterlegen, Standardapplikationen wie ein Mobile Office fehlen ganz, kurz: gewohnter Komfort ist nicht vollständig da. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Wie viel Komfort benötigt man unterwegs? Und hier fällt mir Objektivität schwer: Viele der fehlenden Funktionen nutze ich nicht tagtäglich, auf der anderen Seite ist es ein beruhigendes Gefühl, sie nutzen zu können, wenn man sie braucht.

Hinzu kommen einige Bugs, die auch schon in der US-Version vorhanden sind, und die in der Praxisanwendung ärgerlich sind: Synchronisiert man mit Outlook, dann kommen die Namen der Kontakte nach Vornamen sortiert auf dem Droid/Milestone an (im Gegensatz zu allen anderen Geräten, die ich mit dem selben Konto jemals genutzt habe, von diversen Windows Mobile Geräten über Symbian, iPhone, WebOS, andere Android-Geräte etc.). Und im Gegenteil zu diesen anderen Geräten fehlt beim Milestone schlicht die Option, die Sortierung nach Nachnamen vorzunehmen. Schön, dass man in den diversen Foren die Frage „Na und? Einmal die Suchtaste drücken und den Anfang des Nachnamens eingeben, dann ist man doch da?“ liest... aber das ist nicht die Lösung, wenn man durch die Kontakte rollen muss und nur den Nachnamen des Kontaktes kennt.

Dann stellen Mailanhänge im Zusammenhang mit einem Exchange-Konto das Milestone vor Probleme: Startet man den Download des Anhangs (ob nun Bild oder Dokument), dann tut das Gerät zwar so, als würde es Daten herunterladen, tut es faktisch aber nicht. Schlimmer noch: Ab diesem Zeitpunkt hängt die Push-Synchronisation, neue Elemente werden nicht mehr automatisch zugestellt sondern müssen manuell abgerufen werden. Dies kann nur durch ein Aus- und wieder Einschalten des Funksenders bzw. der Datenverbindung wieder korrigiert werden... die Mail kann man dann an das Googlemail-Konto weiterleiten, darin ist der Anhang problemlos herunterladbar.

Kleinkram? Vielleicht... aber für den davon betroffenen Anwender ärgerlich.

Weg vom System aber macht das Milestone eine Menge Spaß. Das Display ist von der Schärfe und der Brillanz zwar nicht mit einem AMOLED-Display vergleichbar, kommt dem aber schon recht nahe. In Verbindung mit den Eigenschaften eines kapazitiven Displays mit Multitouch, dem ausgewogenen Ansprechverhalten des Displays (selbst auf der Bildschirmtastatur kann man schnell sicher tippen) macht die Anwendung Spaß.

Die Hardwaretastatur bietet auf den ersten Blick Grund zu Befürchtungen: Im Gegensatz zum Referenzgerät, dem HTC Touch Pro2, sind die Tasten extrem flach und die Befürchtung liegt nahe, dass man kaum sicher schnell darauf tippen kann. Diese Befürchtung erweist sich aber als gegenstandslos: Sicherlich ist die Pro2-Tastatur noch ein gutes Stück besser, aber nach kurzer Gewöhnung tippt man auch auf der des Milestone schnell und ohne das Gefühl, dauernd zwei Tasten zu treffen.

Auch wenn das Motorola Milestone kein Leichtgewicht ist (geschuldet unter anderem dem Displayrahmen und Akkudeckel aus Metall), es vereint einen extrem wertigen Eindruck mit einer Geräteform, die noch problemlos als Hemd- und Hosentaschen-kompatibel zu bezeichnen ist. Und der Schiebemechanismus der Tastatur ist so fest und stabil, dass sich jedes HTC-Gerät dahinter locker verstecken kann... allerdings bleibt auch hier abzuwarten, wie sich dies in der Praxisanwendung über die Zeit entwickelt.

In der Summe: Ein gutes Messaging-Gerät, mit dem man auch schnell mal eben nur durch die Bildschirmtastatur eine Nachricht schreiben kann.

Das Design mag nicht Jedermanns Sache sein, zumindest aber hat Motorola mit dem Seiten-Verhältnis zwischen dem oberen Geräteteil mit dem Display) und dem unteren Teil mit der Tastatur einen Formfaktor geschaffen, der auffällt. Auch die goldene Kamerataste und das Lautsprechergitter auf der Rückseite sind nicht „normal“, alles in allem bekommt das Milestone damit einen Designeffekt, der es von der Masse der mobilen Geräte abhebt. Hinzu kommt die Sensorleiste mit den vier weiss beleuchteten, berührungssensitiven Tasten, die ebenfalls eine hochwertige Wirkung haben. Da verzeiht man schon einmal, dass auf dedizierte Rufannahme- und beenden-Tasten vollends verzichtet wurde.

 

Einziger wirklich großer Kritikpunkt an der Hardware ist die Kamera: 5 Megapixel mit doppeltem LED-Blitz, das ist normalerweise  der Stoff, aus dem die Träume sind. Normalerweise... denn so gut wie jede andere Kamera ist von der Qualität her der des Milestone überlegen... egal, in welcher Lichtsituation. Ganz ehrlich: Grundsätzlich kann ich dies verschmerzen, denn die Kamera eines mobilen Gerätes ist für mich sowieso nur Schnappschuss-Lieferant... aber auch da wünschte ich mir eine bessere Qualität.

Auf der sich im Lieferumfang befindlichen 8GB microSD befindet sich das Kartenmaterial für Europa und die Motorola hauseigene Software „MotoNav“, auf den ersten Blick eine Alternative zum beim Droid verwendeten kostenlosen Google-Navigationssystem. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn es handelt sich hier um eine reine Testversion, die 60 Tage nach Erstverwendung nicht mehr navigiert. Schade, zumal die Softwareselbst doch recht einfach anmutet und ein Kauf damit schwer fällt....

Preis:

z.B. EUR 481,- bei O2

Fazit:

Design: Top. Display: Top. Funktionalität: Je nach Anspruch. Android ist noch nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, auch mit Eclair/Android 2.0 nicht, zumindest ist dies mein Empfinden. Auf der anderen Seite sind die Lücken nicht so gravierend, dass man das Gerät nicht sinnbringend und ohne Frust verwenden kann, daher vom Grundsatz her objektiv schwer zu bewerten.

Trotz der Bugs mag ich das Motorola Milestone als flaches, performantes und schickes Gerät.

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